MK1

"Die Taufe"


Anbahnung
Schuld war ein Türsteher der Lieblingsdiskothek; der schleppte mich zu einer türkischen Hochzeit um mir seine neue Freundin vorzustellen. Das war dann auch bald seine Freundin gewesen und nachdem sie noch einen anderen ausprobiert hatte war ich dann an der Reihe. Problematisch war nur die Geheimhaltung vor einem anderen Verehrer (von dem sie ja eigentlich gar nichts wollte); der ist dann immer so traurig wenn sie einen "Neuen" hat (Taschentücher raus!).

Lieblingsbeschäftigungen
Heiraten und Kinderkriegen: Thema Nr. 1 bereits nach einem Monat. Sie war ja auch bereits 23 Jahre alt und für Kinder schon fast zu alt. Und außerdem wollte sie von ihrem Opa noch getraut werden, denn der war schliesslich Pfarrer (der mehrfach versetzt wurde weil die ganze Gemeinde um seine Liebeleien im Ort wusste). Aber: Sie hat wenigstens aus den Fehlern ihrer Mutter gelernt und keine "unbeabsichtigte" Schwangerschaft eingeleitet.
Auch ansonsten hatte sie einen großen Hang zur Familie. Zu einer ? Nein, denn der Vater war zweimal verheiratet und lebt jetzt mit einer Freundin zusammen und Mutter ist auch zum 2.Mal verheiratet. Da kommt einiges an Familie und Stiefgeschwistern zusammen. Der Mutter musste man nach dem zweiten Glas Wein aus dem Weg gehen, denn dann wurde die "lustig" - ein Frauen-Kegelclub ist nix dagegen.
Zusammenziehen: Auch bereits nach einem Monat aktuelles Thema. Leider fiel dieser Wunsch auf fruchtbaren Boden weil das Zusammenleben mit einem Kölschschlepper (in Köln auch Köbes genannt) in einer WG auch nicht unbedingt ein Vergnügen ist. Statt sich auf Klausuren vorzubereiten steht man nachts senkrecht im Bett wenn die wilde Horde um 4 Uhr einfällt und morgens muß man der Kneipe am Telefon erklären warum ihr Bediensteter nicht aufkreuzt. Also lässt man sich zu diesem Schritt hinreissen; wäre der erste längere Urlaub vor dem Zusammenziehen gewesen, hätte der Umzug nie stattgefunden (s.a. Urlaub). Aber sie hatte ja Erfahrung mit dem Zusammenleben mit einem Freund (da flatterte nach einem Jahr ein Brief von einem Rechtsanwalt ins Haus mit zurückliegenden Mietforderungen aus dieser Liason; das hat auch viel Freude bereitet).
Streiten: Hobby Nr. 1! Man braucht ja keinen Grund um sich zu Streiten sondern man kann eigentlich jeden Augenblick loslegen damit es einem nicht langweilig wird. Meistens ging es schon zum Frühstück los, weil wenn man morgens schlechte Laune hat, dann sollten andere auch schlechte Laune haben. Auch so poplige Tage wie z.B. Sylvester sind ja nicht Besonderes wenn einem gerade nach Streit ist; da sollte man seinen Bedürfnissen freien Lauf lassen...
Kochen und Backen: Hier lag in zunehmendem Masse ihre echte Stärke! Die schon vorher respektablen Kenntnisse in der Herstellung eines schmackhaften Kuchens erweiterten sich zusehends um jede Menge essbare Gerichte. Wenigstens ein Thema welches zu Punkt 1 und 2 passte.
Kunst: Gemässigt, ein gelegentlicher Theater- oder Museumsbesuch war ausreichend.
Freunde: Als Pädagogik-Studentin wirklich mit einem Super-Freundeskreis ausgestattet. Bevorzugte Gesprächsthemen waren natürlich Kindermißbrauch und Vergewaltigung in der Ehe; abendfüllende Themen für die Freizeit. Wenn man denen die Wohnungsschlüssel während des Urlaubs überlässt, kann man einigen Besitztümern hinterher ganz schön lange hinterherlaufen. Aber wenn man einmal Kritik darüber angebracht hat, daß die Holde nach dem dritten Glas Wein von Schoß zu Schoß rückt, wird man gar nicht mehr erst mitgenommen; das ist doch dann die einfachste Lösung!
Einkaufen: Auch wenn sie nicht die Hälfte der Miete aufbringen kann, weil sie ja eigentlich nur eine bettelarme Studentin ist, hat das Geld eigentlich immer für ein Paar Stiefel oder einen Rock für 300 Kröten gerreicht. Gemeinsame Einkäufe im Supermarkt fielen immer im Verhätnis 1:4 aus; vielleicht hätte ich das mal nachrechnen sollen ?!
Eis essen: Na ja zumindest wenn es umsonst ist. Wenn man sich an einem heissen Sommertag darauf freut von der Holden besucht zu werden, die sich direkt mit Heisshunger auf das besorgte Eis stürzt, ist es doch klar daß man direkt einen Rüffel bekommt, weil so etwas ja bei der anvisierten Wohngemeinschaft nicht mehr finanzierbar ist. MK1 hat das Problem dann später aber anders gelöst (s.a. Einkaufen).
Ausgehen: Auch hier stand die Kostenkontrolle bei Eigenfinanzierung im Vordergrund. Wenn sie denn aber schon zum Essen eingeladen wird, ist es besonders nett einen Streit vom Zaun zu brechen, wenn die Kellnerin durch einen Rechenfehler 1 DM Trinkgeld statt 0,50 DM hat.
An der Frisur rumdoktorn: Auch wenn eigentlich immer Ebbe in der Kasse war, ein ausufernder Friseurbesuch mit umfassender Strukturveränderung musste alle 3 Monate spätestens her. Als Original-Haarfarbe war rot sehr wahrscheinlich, aber im Laufe der Jahre hat man auch viele andere Farben/Tönungen gesehen.
Am schlimmsten war dann der Umstand, daß man nach jedem Friseurbesuch ein positives Statement zu dem neuen Outfit tätigen musste und das war nicht immer leicht! Irgendwann habe ich dann konsequent eine Frisur präferiert die mir tatsächlich gefiel; das war die einzige Frisur die ich ab da nie wieder gesehen habe.
In diesem Zusammenhang musste ich auch lernen, daß man auf eine Frage wie ihr der Mini-Rock steht niemals ehrlich antworten darf.
Stricken: Wen interessiert es schon wenn es draußen 35 Grad sind (s.a. Urlaub) ? Das Strickzeug wird ausgepackt und dann werden ein paar schöne warme Winterpullis gestrickt! Schade wenn man keinen gefunden hat der die dann auch anzieht, also muß man sie selber auftragen.

Autofahren
Als Beifahrerin: Kein Problem, sie konnte sogar die Karte lesen und vernachlässigte während der Fahrt meistens sogar ihr Lieblings-Hobby Streiten. Dafür war sie die ganze Fahrt mit Nahrungs- und Getränkeaufnahme beschäftigt. Dies konnte dann allerdings deutlich die Reisegeschwindigkeit reduzieren weil nahezu jede Raststätte angefahren werden musste. Schwierig konnte das auf französischen Landstrassen werden: hier gab es keine Raststätten und wenn der Mageninhalt sich vorzeitig verabschieden will kann das im Auto ziemlich übel aussehen.
Als Fahrerin: Fehlende Fahrpraxis konnte leicht zum Herzinfarkt führen wenn sie denn mal am Steuer sass. Wenn über eine Distanz von 2.000 KM ihre Hilfe wirklich nötig gewesen wäre, konnte man das vergessen (s.o.).

Urlaub
Ziel: Eigentlich egal, Hauptsache es ist mit wenig Kosten verbunden weil ja das Hobby Einkaufen hierdurch nicht beeinträchtigt werden darf.
Start: Kurz nachdem sie bei mir eingezogen ist packt man halt ein paar luftige Sachen zusammen und begibt sich auf die Reise (s.a. Autofahren).
Ablauf: Am Zielort fängt man erst mal einen netten kleinen Streit an und erholt sich dann von den Strapazen der Reise. Nach der Genesung stellt man fest, daß die wichtigsten Utensilien die man unter Spaniens Sonne benötigt, zu Hause geblieben sind: Das Strickzeug! Also muß sie sich notgedrungen auf ein anderes Hobby verlegen: Streiten ohne jeden Grund! So kann man sich leicht vorstellen wie 3 Wochen Hölle aussehen.
Rückkehr: Auf der Rückfahrt ging es dem Magen dann besser und streitmässig war die Luft raus. Es galt eben nur noch die vertrockneten Blumen und verschwundenen Einrichtungsgegenstände zu sichten (s.a. Pädagogik-Freunde).

Abgang
Eine schleppende Trennung mit diversen Versöhnungsversuchen weil man ja dummerweise auch noch zusammen wohnte. Als ihr Studium sich dann dem Ende zuneigte war jegliche Kooperationsbereitschaft dahin. Eine liebe Kommilitonin hatte ihr nämlich gesteckt, daß Diplom-Pädagogen doch keine Probleme haben im Jahre 1990 direkt eine Wunschstelle zu bekommen die mit mindestens 6.000 DM dotiert ist. Sie wurde sowohl bei Initiativbewerbungen wie auch auf dem Arbeitsamt eines Besseren belehrt. Die latente Angst einen höheren Anteil an der Haushaltsfinanzierung zu bestreiten blieb aber.
Da sie sich auch inzwischen derartig ins Abseits manövriert hatte, daß es kein Zurück mehr gab, hat sie sich doch überlegt in meinem Freundeskreis einfach die leichtesten Opfer auszusuchen und anzugraben. Fall Nr. 1 ist aber durch einen glücklichen Zufall schief gegangen und Fall Nr. 2 hat sich eigentlich nur für ihre Schwester interessiert. Da diese Aktionen bei mir jedoch auf wenig Gegenliebe stiessen habe ich sie dann doch darauf aufmerksam gemacht sich eine andere Wohnung zu suchen. Dies quittierte sie ihrerseits mit der Bestellung der grünen Minna die aber nach Sichtung der Sachlage nicht wie von ihr gewünscht reagierte. Also hat sie doch erstmalig etwas richtig gemacht und ist einen Monat später ausgezogen.
Beste Szene: Sie steht in der Tür und sagt "Es ist ja so viel Krieg in der Welt, warum müssen wir dann auch noch Krieg haben ?" (der erste Golfkrieg hatte damals gerade begonnen) Antwort: "Das hätte Saddam sich wahrscheinlich auch anders vorgestellt als er Kuwait überfallen hat, war halt nicht so clever so einen Krieg anzufangen!"

Nach dem Abgang
Als sie dann feststellen musste daß nicht alles wie gewünscht lief, hatte sie auch nach ihrem Auszug keine Hemmungen weitere Annäherungsversuche zu starten. Erst stand sie mit dem Baby der Nachbarin unter irgendeinem Vorwand vor der Tür; anschliessend rief sie sogar noch an um einem zu erklären was das doch für eine schöne Zeit war (s.a. Urlaub) und ob man sich nicht mal wieder treffen sollte. Das Gelächter war jedenfalls ziemlich gross.

Fazit
Schwein gehabt; das hätte auch schlimmer ausgehen können!